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Zwei streiten – Sie haben Glück

Geschrieben von am 27.11.2013 in Klartext | Keine Kommentare

von Daniela Schyma und Michael Erlemeier.

Gabriela Neumeier  / pixelio.de

© Gabriela Neumeier / pixelio.de

In der vergangenen Woche beschäftigte die ARD-Themenwoche ganz Deutschland. Das große Thema: Glück. Es ranken sich viele Mythen, viele Hoffnungen und viel Geldmacherei ums Glück. Von Seminaren, Ratgebern oder Themenwochen: Das Glück bewegt die Gemüter. Wir haben uns für Sie und für Ihr Glück gestritten.

Schyma: Das ganz große Glück – wer sucht es nicht? Kaum eine Nation, die nicht der Frage aller Fragen nachgeht und damit den Eindruck erweckt, dass man nach Glück streben muss, weil das Leben nur dann lebenswert sei. Für Glück gibt es viele und nicht die einzige Definition. Das allein zeigt: Glück bedeutet für jeden etwas anderes. Eine einheitliche allgemein anwendbare Begrifflichkeit existiert nicht.

Erlemeier: Glück – es wird tatsächlich unterschiedlich definiert. Und genau das ist Problem. Wir müssen klären, worüber wir eigentlich reden. Sonst passiert Folgendes: Jeder meint recht zu haben und niemand kann das Glück greifen. Die englische Sprache ist hier exakter als die Deutsche. Sie unterscheidet zwischen luck und happiness. Das bringt uns in der Diskussion bereits weiter. Es gibt nämlich verschiedene Arten des Glücks. Das sollte uns allen bewusst sein. Wir müssen episodisches und periodisches Glück unterscheiden.

Eine Frage der Philosophie?

Schyma: Die Frage nach dem Glück ist so alt wie die Philosophie selbst. Und immer noch hat das Thema Hochkonjunktur. Brauchen wir das überhaupt? Ist zum Thema Glück nicht längst alles gesagt? Wer dem Glück nachläuft, kann es selten einholen, so ein südamerikanisches Sprichwort. Da könnte was dran sein. Es wird so viel darüber geredet, was Glück ist, wie man Glück findet und was genau man braucht, um sich als glücklich bezeichnen zu dürfen.

Was bringt es den Menschen, ständig über Glück zu reden? Was Glück ist, wird einem vorgelebt. Wenn man nicht gerade das „Glück“ hat und zu der Gruppe zählt, bei der genetische und individuelle Aspekte zum Glück verhelfen. Sie sind von Natur aus glücklicher als andere Menschen. Denn für sie ist das Glas immer halb voll und nie halb leer. Gehört man nicht zu ihnen, muss man zwangsläufig selbst herausfinden, was die Seele beschwingt und was nicht. Hierbei helfen die anderen und das Reden über Glück nicht viel.

Hemingway und das periodische Glück

Erlemeier: Ernest Hemingway sagte: „Glück, das ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis.” Das hilft uns, nicht über das Glück zu sprechen. Aber wenn es uns alle beschäftigt, wie hilft uns schweigen? Die Antwort lautet: überhaupt nicht. Wir sollten nur wissen, über welches Glück wir reden. Also fangen wir mal an: In der Kurzfassung können wir das episodische Glück schnell abhandeln: Es ist das, was uns unverhofft passiert. Es geschieht ohne unser zutun. Wir haben luck. Gemeint ist der glückliche Zufall: fünf Euro auf der Straße zu finden, einen alten Freund unverhofft zu begegnen oder während eines Spaziergangs einen pittoresken Ausblick zu genießen. Das periodische Glück zu finden, gestaltet sich schwieriger. Denn dafür müssen wir selber etwas tun. Oder genau das nicht.

Den philosophischen Beginn macht – wie soll es anders sein, Aristoteles. Der aristotelische Begriff Eudämonie bemisst das Glück an einem gelingenden Leben. Und für ein zufriedenes Leben müssen wir aktiv sein. Erst dann sind wir glücklich. Dieses Glückkonzept ließ Europa nicht mehr los: Das Glück liegt in schöpferischen Tätigkeiten und im Meistern von Aufgaben. In anderen Kulturen definiert sich Glück im vermeintlichen Gegenteil. In Afrika beispielsweise liegt das Glück in der Ruhe: In der Abwesenheit von Aufgaben. Dennoch suchen wir alle ein gemeinsames Glück. Erst eine Diskussion und Aufklärung kann uns das Glück verschaffen.

Wer fühlt Glück?

Schyma: Während es in vielen Erdteilen an Nahrung mangelt und dort Glück weiter entfernt zu sein scheint als sonst wo, erhält das Glücksgerede einen faden Beigeschmack. Vielleicht ist es bereits Glück, genügend zu Essen zu haben. Oder ist es der teure Sportwagen, den man sich leisten kann? Die fehlende Definition liefert die Antwort: Glücksempfinden stellt sich für jeden anders dar. Forscher haben zudem herausgefunden, dass Glück aus mehreren Faktoren besteht. Soziodemografische Aspekte wie Gesundheit, Alter oder Beziehung spielen genauso eine Rolle wie wirtschaftliche, kulturelle und politische Faktoren. Der Mix macht das Glück.

Erlemeier: Glück besteht aus vielen differenten Faktoren. Ohne Zweifel. Doch das Glücksempfinden ist allen Menschen gemein. Was sich unterscheidet, ist die Veräußerung. Warum sonst haben wir alle das Bedürfnis Glück zu empfinden? Glück manifestiert sich verschieden. Nur derjenige, der weiß, was Glück ist, kann es auch empfinden.

Wann kommt das Glück?

Schyma: Warum ist Glück immer und immer wieder Thema ist? Gut, für die ARD ist das Bestreben klar. Es garantiert Einschaltquoten, denn offensichtlich scheint das Thema den Nerv der Zuschauer zu treffen. Viele vergessen dabei: Während man über das Glück redet und diskutiert, verpasst man vielleicht sein eigenes, ganz persönliches Glück.

Erlemeier: Schön gesagt: Leider ist das die Natur der Dinge. Während ich das eine mache, besteht die Möglichkeit etwas anderes zu verpassen. Aber vielleicht ist jemandem, während er die ARD-Themenwoche sah, luck passiert. Im Ernst: Wer möchte nicht zufrieden sein? Das periodische Glück ist ein wesentlicher Bestandteil des zufriedenen Lebens. Das Bestreben dies zu erfahren ist eine ureigene Eigenschaft des Menschen. Daher ist das Thema immer aktuell. Die ARD-Themenwoche klärte über Glück auf, regte zur Diskussion an und verhalf vielleicht sogar dem einen oder anderen zum Glück.

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