Der Blick hinter die Nachrichten: DSA Worldnews

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Die Waffe Internet – der Fall Amanda Todd

Geschrieben von am 24.10.2012 in Klartext | Keine Kommentare

© Gerd Altmann / pixelio.de

Datenschutz und Schutz der Privatsphäre sind gerade in Social Media Netzwerken besonders wichtig. Leider machen sich die überwiegend jugendlichen Nutzer darüber nur selten Gedanken. Erst wenn sie Belästigungen oder Mobbing-Attacken erleben, wird ihnen bewusst, dass die Anonymität des Internets ihre dunklen Seiten birgt. Wie grausam diese sein können, hat jüngst Amanda Todd aus Kanada (†15) erfahren müssen. Sie sah keinen Ausweg mehr: Außer sich das Leben zu nehmen.

Jugendliche möchten hip sein, Freunde kennenlernen und die vielen Möglichkeiten des Internets für sich nutzen. Amanda Todd wollte genau das auch. Amanda ist zwölf, als sie per Chat einen Mann kennenlernt. Er schwärmt von ihr. Wollte mehr von ihr sehen. Ihre jugendliche Naivität und ihr Unbewusstsein für mögliche Folgen, lässt sie das tun, was ihr weiteres Leben auf extreme und grausame Weise bestimmen wird: Sie zeigt ihm ihren Busen. Ein Jahr später nimmt er über Facebook Kontakt mit ihr auf, findet dank des Internets alles über sie heraus. Sämtliche private Daten stehen ihm offen. Diese nutzt er und erpresst Amanda. Er möchte mehr von ihr. Sie weigert sich. Daraufhin veröffentlicht und verteilt er im Internet Fotos von ihren Brüsten. Diese hatte er beim Chat abgespeichert. Alle können Amanda nun entblößt sehen. Die Folgen sind für sie ein Albtraum und ein Martyrium beginnt – sie wird in der Schule gemobbt, bloßgestellt, geschlagen und gedemütigt. Freunde wenden sich von ihr ab – werden Mittäter. Amanda verfällt in Depressionen, versucht zu vergessen. Es gelingt ihr nicht.

Die bittere Erkenntnis: “Ich kann das Foto nie zurückholen”

Trotz vieler Schulwechsel – die Mobbing-Attacken wird sie nicht mehr los. Immer wieder wird sie vorgeführt. Nach einem gescheiterten Suizidversuch gelingt der nächste am 10. Oktober 2012. Zuvor machte sie ein Video bei Youtube öffentlich. Hier erzählt sie ihre Geschichte auf ihre Art. Beschriftete Karteikarten, die sie nach und nach in die Kamera hält, erzählen von ihrem bitteren Weg und ihrer tragischen Erkenntnis: „Ich kann das Foto nie zurückholen“. Ihre letzten Worte: „Ich habe niemanden, ich brauche jemanden.“ Ein letzter Hilferuf, der ihr statt Unterstützung nur noch mehr Häme und Mobbing entgegenbringt. Die Kraft des Internets konnte zwar Amandas Leben zu einem Spießrutenlauf machen, aber anscheinend nicht helfen. Warum konnte das Video auf Youtube nicht genau die gleiche Eigenschaft des Streuens erreichen und Menschen animieren, auf Amandas unübersehbaren Hilferuf zu reagieren und ihr zu helfen? Die traurige Erkenntnis: Kommunikationsmedien bringen eher Negatives als Positives hervor.

Cybermobbing wird immer brisanter. Feststeht: Immer mehr Jugendliche werden Opfer im Internet. Und sie werden immer jünger. Die Frage stellt sich, wie sich Angriffe im Internet verhindern lassen. Eltern können nicht jede Minute an der Seite ihres Kindes verbringen. Sollen soziale Netzwerke überhaupt Teil der Freizeitbeschäftigung eines Kindes sein? Tatsache ist, dass ein Großteil der Jugendlichen diese nutzt. Ihnen ist dabei oftmals nicht bewusst, welche Auswirkungen Facebook und Co. nach sich ziehen. Unachtsam hochgeladene Fotos, Kommentare und Kontakte zu Fremden bergen große Gefahren.

Aktiv gegen Cybermobbing

Wie lässt sich dagegen steuern? Jugendliche gänzlich vom Internet fernzuhalten gestaltet sich schwierig. Zumal das Internet nicht ausschließlich negative Seiten hervorbringt. Wichtig scheint, Jugendliche stärker für die Gefahren und Nachteile zu sensibilisieren und ihnen Hilfsmöglichkeiten anzubieten. In Großbritannien steuert man bereits mit einer neuen Funktion gegen Cybermobbing an. Junge Facebook-Nutzer können Mobbing und sexuelle Belästigungen melden. Dafür bietet die Jugendschutzorganisation CEOP (Child Exploitation and Online Protection Centre) in dem Online-Netzwerk nun einen Alarmknopf an. Über die Notruf-Funktion können mithilfe eines Formulars verdächtige Kontakte gemeldet werden. Außerdem bietet eine verlinkte Webseite Rat bei Fällen von Cyber-Mobbing und nennt Beratungsstellen. Dies könnte auch in Deutschland ein Schritt in Richtung Sicherheit für Jugendliche im Internet bedeuten. Mobbing auf Facebook ist ein ernst zunehmendes Thema, das überall offen thematisiert werden muss, um Schicksalen wie das von Amanda Todd präventiv gegenzusteuern.

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